Hengersberg. Neben der Donau-Wald-Gruppe hat sich 1966 eine weitere bedeutende Künstlergruppierung gebildet, die bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1997 bedeutsame Beiträge für die Kunst und das kulturelle Leben in Niederbayern geleistet hat – der Bayerwaldkreis. Zwei seiner Mitglieder vereint der Markt Hengersberg in der Sonderausstellung „Skulpturen und Gemälde“. Den Maler Gerhard Michel, der selbst Gründungsmitglied und bis zur Auflösung des Bayerwaldkreises dessen ehrenamtlicher Geschäftsführer war und den bereits verstorbenen Bildhauer Richard Triebe, der bis 1986 freiberuflicher Leiter der Dombauhütte Regensburg war und sich dort nicht nur seiner Arbeit als Domrestaurator widmete, sondern sich auch eingehend mit seinen künstlerischen Ambitionen beschäftigte. Dass beide Künstler durch ihre eigene unverwechselbare Handschrift zu einem Synonym für den nach dem Krieg zur Heimat gewordenen Bayerwald geworden sind, bekräftigte Bürgermeister Christian Mayer zur Ausstellungseröffnung. Dazu begrüßte er neben Gerhard Michel und Patricia Knorr-Triebe, der Adoptivtochter von Richard Triebe, Bürgermeister Peter Siegert aus Schönberg, Dr. Hermann Reidel, den Leiter des Diözesanmuseums Regensburg, Edda Preißl, die Witwe des Regensburger Malers Rupert Preißl, Heinz Huther, den ehemaligen Regierungsvizepräsidenten, Pater Rathmund vom Kloster Niederalteich, Bernd Bachhuber, den Vorsitzenden des Kunstforums Schönberg, Dr. Günther Zimmermann, den ehemaligen Vorsitzenden der Kunst- und Museumsfreunde Hengersberg und Kreisheimatpfleger Florian Jung, der sein fundiertes Wissen über das Leben und Wirken der beiden Künstler in einem interessanten Vortrag zusammenfasste. Das passende musikalisch-klassische Gegenstück dazu lieferte Nachwuchs-Pianist Alexander Krug aus Hengersberg. „Ein Leben für den Stein“ und „ein vielseitiger Konservativer“ umschrieb Florian Jung seine beiden Künstlerportraits. Zu Triebe verwies er auf dessen nordböhmischen Wurzeln, die Militärzeit im zweiten Weltkrieg, die Gefangenschaft und sein Ankommen in Regensburg, wo er 1946 die Ehe schloss, aus der drei Kinder hervorgingen. Triebe absolvierte eine Ausbildung zum Steinmetz und wurde 1948 bei der Dombauhütte angestellt. Neben dieser Arbeit war er als Bildhauer tätig. Grundlage für seine künstlerische Laufbahn bildeten unter anderem Aktzeichenkurse bei dem Maler Max Wissner. Triebe brachte sich schnell in das kulturelle Leben Regensburgs ein. Zwischen 1946 und 1949 entwarf er bei der Studentenbühne Theaterkulissen. 1951 trat er dem Berufsverband Bildender Künstler und 1953 dem Kunst- und Gewerbeverein Regensburg bei. Nach dem Tod von Josef Zentner, dem Leiter der Dombauhütte, übernahm Richard Triebe 1957 kommissarisch den Betrieb, der neben der Arbeit am Dom auch andere Aufträge ausführte. Nach der Meisterprüfung leitete Richard Triebe ab 1959 die Dombauhütte 30 Jahre als Privatunternehmer und wohnte dort mit seiner Familie. Auch als Bildhauer wurde Triebe immer bekannter. Für seine Skulpturen verwendete er verschiedene Steinsorten, die er teilweise geschichtet kombinierte, wobei er immer wieder einzelne Flächen vergoldete. Neben Marmor, Speckstein und Beton griff er vor allem auf Kalkstein unterschiedlichster Herkunft zurück. Auf die Motive in Triebes bildhauerischem Werk eingehend ließ Jung wissen, dass viele seiner Menschenbildnisse aufgrund ihrer reduzierten Formen archaisch und klar wirken, was beispielsweise seinen Heiligenfiguren einen strengen, asketischen Charakter verleiht. Neben der Gestaltung pflanzlicher Formen haben auch geometrische Formen Eingang in das Werk Triebes gefunden. Aber auch im profanen Bereich begegnet man immer wieder Werken des Bildhauers, wie etwa den Kalksteinstelen vor der Bischöflichen Zentralbibliothek oder am Dachauplatz in Regensburg. Auch im Kulturbereich übernahm Triebe Verantwortung. Zwischen 1969 und 1986 war er zweiter Vorsitzender des Berufsverbandes Bildender Künstler Niederbayern/Oberpfalz und von 1970 bis 1997 zweiter Vorsitzender des Kunst- und Gewerbevereins Regensburg. 1974 wurde er mit der Wolfgangsmedaille, der höchsten Ehrung, mit der Laien vom Regensburger Bischof bedacht werden, sowie dem Nordgaupreis Kunst des Oberpfälzer Kulturbundes ausgezeichnet. 1981 verlieh man ihm den Kulturpreis Ostbayern, 1986 den Kulturpreis der Stadt Regensburg und 1989 das Bundesverdienstkreuz. Richard Triebe verstarb 2012 im Alter von 89 Jahren. Wie Triebe, besuchte auch Gerhard Michel die Schule in der nordböhmischen Stadt Aussig an der Elbe. Dem Abitur folgte zwischen 1942 und 1945 der Einsatz bei der Kriegsmarine. Nach dem Krieg verschlug es ihn zunächst nach Dillingen. Dort nutzte der spätere Künstler vorübergehend seine Zeit für Studien an der theologisch-philosophischen Hochschule, ehe er im Dezember 1946 in die bayerische Finanzverwaltung eintrat. 1950 wurde dem Finanzbeamten, der sich bei Minenräumarbeiten eine Fieberkrankheit zugezogen hatte, aufgrund des dortigen Klimas eine Versetzung in den Bayerwald empfohlen. Michel entschied sich für Schönberg, nahm dort mit seiner Familie seinen Wohnsitz und begann intensiv zu zeichnen und zu malen. Zusammen mit Hermann Eller, Josef Fruth. Rupert Kamm, Konrad Klotz, Oskar Langer, Karl Mader, Erika Steppes und Hans Wölfl gründete er 1966 den Bayerwaldkreis. Als Maler befasste sich Michel vor allem mit der Landschaftsmalerei. Seine Brandbreite reicht von auf das Wesentliche reduzierten bis zu detaillierten Ansichten. Ein anderes Thema, das Michel begeistert und das er künstlerisch umsetzt, ist die Seefahrt bzw. das Meer. In engem Zusammenhang mit seinem maritimen Interesse steht die Begeisterung für Nordeuropa. Neben Portraits gestaltet Michel auch abstrakte Arbeiten. Hier beeindruckt ihn vor allem der Reiz der Farben, aber auch die intellektuelle Herausforderung, einen logischen Bildaufbau und eine ausgewogene Farbigkeit zu kombinieren, ohne das Sichtbare zu Hilfe zu nehmen. Seine eingesetzten Techniken sind äußerst vielseitig und reichen von Ölbildern, Tuschezeichnungen, Pastellen, Aquarellen bis hin zu Ölkreide oder Kasein-Tempera und ein- sowie mehrfarbige Holz- und Linoltechnik. Gerhard Michel ist sehr diszipliniert, er geht bedacht und mit Sorgfalt an seine Aufgabe heran und überlässt weder den Bildausschnitt oder die Perspektive, noch Proportionen oder die Farbgestaltung dem Zufall beschreibt Jung das Persönlichkeitsbild. Geprägt vom Unterricht der aus München stammenden Malerin Amalie Stubenrauch, den Bayerwaldbildern von Reinhold Koeppel und den Hinweisen von Heinz Theuerjahr zur Schaffung von Holzschnitten, baute sich Michel auch Beziehungen zu anderen Künstlern auf. Für den Bayerwaldkreis organisierte er bis zu dessen Auflösung 1997 über 70 Ausstellungen. Darüber hinaus engagiert er sich seit fast 50 Jahren bei der Zusammenstellung von Kunstwerken beim Zwieseler Buntspecht. „Michel ist ein Konservativer im besten Sinne, er ist sich dessen bewusst, dass in der Kunst heute oftmals Oberflächlichkeit und Effekthascherei statt solidem Können sowie sinnloses Hineininterpretieren statt einer Betrachtung mit Augemaß stehen“ so Jung. Der unermüdliche Fleiß, Können, Disziplin, Kollegialität und die Bereitschaft, seinen Horizont zu erweitern, brachten Gerhard Michel im Laufe seiner erfolgreichen Künstlerlaufbahn zahlreiche Ehrungen ein. 1983 erhielt er das Bundesverdienstkreuz, 1984 den Kulturpreis des Landkreises Freyung-Grafenau, 1996 den Kulturpreis des Bayerischen Waldvereins, 2003 den Schönberger Ehrenring und 2005 die Adalbert-Stifter-Medaille der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Noch vor kurzem, mit immerhin 90 Jahren, erklomm Michel den Lusen, ein Beweis mehr, dass ihn die Malerei jung gehalten hat. 
Bis 8. September –  Öffnungszeiten: Samstag 14 bis 16 Uhr, Sonntag 14 bis 18 Uhr. fr.
aus Deggendorfer-Zeitung vom 17.08.2013